„1961: Die Gründung des Musikhauses Schagerl“

In Österreich der Nachkriegsjahre, insbesondere im niederösterreichischen Mostviertel, gab es wenig Musikgeschäfte und neue Instrumente waren kaum zu bekommen. Karl Schagerl Senior erhoffte sich durch die Gründung eines Musikhauses, Blaskapellen, Musikkapellen und sonstigen Musikern_innen den Zugang zu Instrumenten, Notenmaterial und professionellen Reparaturen zu ermöglichen.

Das Jahr 1961 datiert die offizielle Gründung des Musikhauses Schagerl: Um es ganz genau festzulegen, der 25. Juli mit dem Erlangen des Gewerbescheins zum Handel mit Musikinstrumenten. Im Herbst desselben Jahres erhielt Karl Schagerl Senior zusätzlich den Gewerbeschein zum Bau von Blasinstrumenten. Dies legte im Blechblasinstrumentensektor das Fundament zur Entwicklung zu einem der weltweit führenden Hersteller von handgefertigten Meisterinstrumenten.

Die ersten Trompeten und Flügelhörner konnten ab dem Jahr 1963 in kleinen Stückzahlen, angeregt durch die Freundschaft mit Hermann Ganter aus München, gebaut werden. Von Anfang an wurden außerdem tschechische Blasinstrumente über die Firma Böhmer aus Wien importiert und Instrumente von der Firma Hammerschmidt aus Wattens wurden im Handel aufgenommen.

Die anfallenden Arbeiten wurden in den Anfangsjahren von Karl Schagerl Senior und seiner Ehefrau Josefa Schagerl, ohne welche dies nie möglich gewesen wäre, alleine im eigenen Wohnhaus verrichtet. Ein eigenes Firmengebäude gab es noch nicht. Außerdem war Karl Schagerl Senior anfangs noch als Molkereimeister in der Molkerei Mank tätig und musste beide Tätigkeiten parallel bewerkstelligen.

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Podcast von Thomas Zsivkovits mit CEO Karl Schagerl

Anlässlich unseres 60 Jahr Jubiläums kam Thomas Zsivkovits zu uns und interviewte CEO Karl Schagerl für seinen Podcast „Schiffkos Music Talk“

Karl Schagerl erzählt über die Anfangsjahre vom gleichnamigen Musikhaus, die ersten Schritte im Instrumentenbau, über die Verbindung zu den Brüdern Hans und Thomas Gansch, über sein erstes „Hörstock“ Festival, über seine Visionen und Pläne für die Zukunft und noch über vieles mehr.

Podcast SCHIFFKOS MUSIC TALK
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Musikhaus Schagerl
Eine familiäre Firmenchronik

Gründervater

Geboren 1929 in Mank und dort auch aufgewachsen, entdeckte Firmengründer Karl Schagerl schon im zarten Alter von neun Jahren seine Liebe zur Musik. Zur Violine und zum Akkordeon zog es ihn, später hatten es ihm auch Posaune und Schlagzeug angetan.

Nach dem Krieg wandte sich Schagerl der Trompete zu und verdiente sich in der Tanzkapelle „Tönende Sieben“  sogleich seine ersten Sporen. Rasch machte sich das musikalische Multitalent auch als Flügelhornist in der Stadtkapelle Mank und Mitglied mehrerer Nachbarkapellen einen Namen und avancierte 1952 mit gerade einmal 23 Jahren zum Kapellmeister der Manker Stadtkapelle.

Gründerjahre

Wie so vieles gestaltete sich in der Nachkriegszeit auch der Instrumentenkauf schwierig. Für den beseelten Musiker war das der Anstoß zur Gründung seines eigenen Musikgeschäfts. Unterstützt von seiner Frau Josefa meldete er 1961 nicht nur das Gewerbe für den Handel mit Musikinstrumenten, sondern wenige Monate später auch für das für den Bau von Blasinstrumenten an.

Von Anfang an mit dabei: Lieferanten mit klingenden Namen und ebensolchen Instrumenten. Das Musikhaus Hammerschmidt aus Wattens etwa, Musica aus Steyr oder die Firma Böhmer aus Wien, die damals tschechische Blasinstrumente importierte. Ab Mitte der 1960er Jahre verkaufte man in Mank auch die angesagten elektronischen Orgeln des italienischen Erzeugers Farfisa und Verstärker der Marke Dynacord.

Man schrieb das Jahr 1963, als die Freundschaft mit dem Münchner Instrumentenbauer Hermann Ganter Karl Schagerl schließlich dazu bewegte, Flügelhörner und Trompeten zu bauen – vorerst in kleinen Stückzahlen.

Erfolgsjahre

Es schien, als hätte man auf ein Musikgeschäft dieser Art allerorts gewartet, der Geschäftserfolg stellte sich rasch ein. In den 1970er Jahren wurden die ersten beiden Mitarbeiterinnen an- und 1976 das neue Geschäftslokal fertiggestellt. Kurzfristig war sogar Platz genug, das Notengeschäft in den Betrieb zu integrieren, aber schon 1978 wurde eine Vergrößerung des Neubaus notwendig.

Nacheinander traten die Kinder von Karl und Josefa Schagerl in das Unternehmen ein. Den Anfang machte Karl Schagerl jun., der ab 1979 als Lehrling das Geschäft von der Pike auf kennenlernen sollte. Seine Schwester Elisabeth tat es ihm noch im selben Jahr nach. 1981 und 1983 komplettierten schließlich die Söhne Robert und Hans den Familienbetrieb. Alle jeweils auf ein Fachgebiet spezialisiert, vergrößerten sie nicht nur die Belegschaft, sondern erweiterten auch die Kompetenzen des Musikhauses enorm.

Erfolgsschmiede

Als man bei Schagerl 1978 begann, Geigen zu bauen, setzte das Unternehmen von Anfang an auf die Kooperation mit namhaften Instrumentalisten. Und so waren in Mank regelmäßig Professoren, Spitzenmusiker oder Komponisten wie Lotte und Wolfgang Ebert vom Konservatorium Wien, Leopold Schmetterer oder Rudolf Hansen, der Leiter der Jazzabteilung des Konservatoriums, anzutreffen.

Das Geschäft entwickelte sich prächtig – auch das mit den Blechinstrumenten. Die Zusammenarbeit mit professionellen Partnern hatte sich bewährt, also holte sich Karl Schagerl für das Blechsegment ebensolche Unterstützung. Beispielsweise bei der Firma Josef Lidl in Brünn, dem ältesten Musikinstrumentenhersteller im nahen Mähren. Von der hohen Qualität der Trompeten und Flügelhörner überzeugt, zählte bald prominente Kundschaft zur Schagerl-Gemeinde: Helmut Wobisch etwa, Vorstand der Wiener Philharmoniker, die Philharmonika-Professoren Weiß und Lebera oder die Trompetensolistin und Professorin an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Carol Dawn Reinhart.

Meisterbetrieb

1989 übernahm Karl Schagerl jun. die Leitung des Betriebs und als Vertreter der dritten Schagerl-Generation legte Robert Schagerl 1994 seine Meisterprüfung als Blasinstrumentenmacher ab.

Rund zehn Jahre später wurde das Geschäftslokal neuerlich großzügig ausgebaut, womit nun fünf große Werkstatträume und weitere Verkaufs-, Büro- und Lagerflächen die tägliche Arbeit erleichterten.

Meisterinstrumente

Die außergewöhnliche Qualität im Instrumentenbau weckte weltweit großes Interesse an den hochwertigen Solisteninstrumenten aus Mank. Seit der Jahrtausendwende schlägt sich die internationale Anerkennung in Bestellungen aus aller Herren Länder nieder: Berufsmusiker rund um den Erdball – in Europa, Nordamerika, Japan und Australien – spielen heute auf Schagerl-Instrumenten.

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